Land Gut Hagen – Tradition und Moderne
Das Land Gut Hagen liegt in Schmiedeberg, einem kleinen Ortsteil von Angermünde, im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Ein Bioland-zertifizierter Familienbetrieb mit über 350 ha Acker, Wald und Grünland. Tanja und Florian von der Hagen leiten den Betrieb seit 2022 und haben sich zum Ziel gesetzt, ehemalige Streuobstwiesen wiederherzustellen sowie neue Agroforstsysteme zu pflanzen. Zudem bauen sie Kleegras an und betreiben eine Imkerei. Zuvor hatten Florians Eltern, dessen Familie das Gut Schmiedeberg bereits seit dem 17. Jahrhundert als Landwirte führte, die Fläche nach der Wende als Wiedereinrichter zurückerworben. Tanja und Florian, beide mit Ingenieurshintergrund, haben das Land Gut Hagen übernommen und glauben daran, dass mithilfe moderner Technologien Effizienz und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft noch besser vereinbart werden können. Zwischen Hamburg und der Uckermark pendeln sie regelmäßig auf ihren Bioland-Betrieb – nicht nur geografisch, sondern auch gedanklich: zwischen Tradition und Transformation, zwischen Biosphäre und Systemanalyse. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, alte Prinzipien neu zu interpretieren – mit dem Wissen und den Mitteln von heute. Ein altes Tagebuch, in welchem das Leben auf dem Gut vor rund 100 Jahren beschrieben wird, dient als ganz besondere Inspirationsquelle. Gabriele von der Hagen beschreibt hier, wie ihre Familie auf dem Hof lebte und welche alten Obstsorten sie anbauten, einlagerten und weiterverarbeiteten.
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Warum Agroforst?
Die Streuobstwiesen, eine traditionelle Form der Agroforstwirtschaft, haben Tradition in Schmiedeberg. Aber auch Jenseits davon liegt Tanja und Florian von der Hagen das Thema Agroforst am Herzen. „Wir schauen als Ingenieure auf die Landwirtschaft“, sagen sie. Für sie ist Agroforst keine ideologische Entscheidung, sondern eine logische Konsequenz. Mit einem genauen Blick für Prozesse und Wirkzusammenhänge erkannten sie schnell: Ein landwirtschaftliches System ohne Gehölze ist ein falsch genutztes System. Bäume, sinnvoll integriert in die Acker- und Grünlandstruktur, helfen, Wasser zu halten, Humus aufzubauen, Wind zu brechen und Lebensräume zu schaffen. Auch die klimatischen Verhältnisse in der Uckermark, die mit langen Dürreperioden und häufiger werdenden Starkregenereignissen einhergehen, veranlassen die beiden dazu, nicht einzig auf Ackerfrüchte zu setzen. Bäume kommen mit extremen Wetterlagen besser zurecht, zudem haben sie einen positiven Effekt auf das Mikroklima. Andere Pflanzen profitieren.
250 Obstbäume sowie Pappeln haben Tanja und Florian bereits auf ihren Flächen gepflanzt und dabei viel gelernt – über ihre Böden, über die Bäume und deren Wechselwirkungen mit anderen Pflanzen. Viele der Bäume haben sie selbst gezogen, einige wurden zusammen mit Schafwollpellets in die Erde gebracht, andere mit Pflanzenkohle. Sie haben experimentiert, sich herangetastet und ein Gespür dafür entwickelt, was es braucht, damit sich die Gehölze gesund entwickeln. Tanja habe Pflanzen schon immer gut lesen können, sagt Florian. Darüber hinaus hat sie sich als Baumwartin ausbilden lassen. Mit Erfolg: Von ihren bisher gepflanzten 250 Jungbäumen hat es lediglich einer nicht geschafft. Die Pflege der jungen Bäume kostet jedoch viel Zeit und Aufmerksamkeit. Um noch mehr Gehölze auf ihre Flächen bringen zu können, wünschen sie sich effizientere und ressourcenschonende Methoden, die nachhaltig und bodenschonend aber trotzdem skalierbar sind.
Warum Roots & Robots?
Darum sind sie Praxispartner bei Roots & Robots geworden. In unserem EIP-Projekt erforschen wir gemeinsam mit dem Land Gut Hagen und zwei weiteren Landwirtschaftsbetrieben, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und dem Agroforstberater Tommy Lorenz, wie die Etablierung von jungen Agroforstsystemen optimiert und der hohe Arbeitsaufwand für die Pflanzung und die Pflege reduziert werden kann. Leitend ist die Frage, was es braucht, damit Gehölze auf landwirtschaftlich genutzten Flächen anwachsen und sich gesund entwickeln können.
Im Rahmen des Projekts wollen Tanja und Florian 120 weitere Apfelbäume auf einer Fläche von rund 1,5 ha pflanzen. Hier stehen seit dem letzten Jahr bereits 85 junge Pappeln in Reihen. Die Apfelbäume sollen Ende des Jahres im sogenannten Alley Cropping Design ebenfalls in Reihen gepflanzt werden. Die Jungpflanzen aus der Baumschule haben drei unterschiedliche Wurzelqualitäten, werden mit Erdballen, wurzelnackt und mit Luftwurzelschnitt geliefert. Sie werden nach einem ausgeklügelten Versuchsdesign zusammen mit speziellen Mykorrhiza-Pilzen und wasserspeichernden Biogelen in die Erde gebracht. Zwölf Kombinationen sollen erprobt und die Entwicklung der Bäume unter den unterschiedlichen Bedingungen dokumentiert werden.
Tanja und Florian erhoffen sich vor allem vom Austausch mit den anderen Praktiker:innen und Wissenschaftler:innen im Projekt neue Impulse. Ein weiterer Ansatz am Projekt reizt sie: die Entwicklung eines Feldroboters für eine automatisierte Pflege von Agroforststreifen. Als Ingenieure sind sie sehr an technologischen Lösungen interessiert. Die Idee von einem autonomen Gerät, das mit minimalem Fußabdruck auf der Fläche Gleiches leisten kann, wie ein Zwölf-Tonnen-Traktor, fasziniert sie. Ihnen ist es wichtig, die Flächenlast vom Boden zu nehmen. Früher haben ihre Vorfahren die Äcker mit Pferden bearbeitet, heute können sie sich den technischen Fortschritt zu Nutze machen. Das ist ihr Credo: schauen, was man früher anders, vielleicht besser gemacht hat und daraus Lösungsansätze für Heute ableiten. Alte Praktiken modern interpretieren!
